Glenfiddich 15 Solera Vat

Vor einigen Tagen habe ich euch eine Whiskymarinade für verschiedene Fleischsorten vorgestellt, die auf der Basis des Glenfiddich 15 Solera Vat beruht.
Doch dieser Single Malt ist viel zu schade, um ihn nur für eine Marinade zu nutzen.
Er ist auch ein toller Allrounder und sollte in keiner Whisky-Bar fehlen.
 

Glenfiddich ist für mich ein wahres Phänomen. Einerseits rümpfen viele Single Malt Fans etwas verächtlich die Nase über den Whisky aus dem "Tal der Hirsche", wie der gälische Name auf deutsch übersetzt wird. Andererseits gehört Glenfiddich seit Jahrzehnten zu den meistverkaufen Single Malts der Welt.


Vielleicht liegt es daran, dass Glenfiddich 12 in jeder Hotelbar der Welt zu Hause ist, warum man diesen gefälligen Speysider so wenig schätzt.

Brennblasen bei Glenfiddich.            Foto: margaretemarie

Glenfiddich ist für mich aus noch einem anderen Grund eine Ausnahme-Brennerei: nach außen hin wirkt diese Firma wie ein riesiger, internationaler Konzern.  In Wirklichkeit jedoch befindet sich  die Brennerei, die seit Jahrzehnten marktbeherrschend ist,  bis heute in Familienbesitz. Wenn man bedenkt, dass es mittlerweile nur noch ganz wenige Destillerien in Schottland gibt, die nicht von einem Konzern erworben wurden, ist dies doch schon sehr bemerkenswert.

Weniger verbreitet als der 12jährige Glenfiddich ist der Glenfiddich 15 Solera Vat, der in einem einzigartigen Verfahren hergestellt wird. Zunächst reift der Whisky mindestens 15 Jahre lang in verschiedenen Ex-Sherry- und Ex-Bourbon Fässern aus europäischer bzw. amerikanischer Eiche sowie in unbenutzten Fässern aus neuer, amerikanischer Eiche. Danach wird der Inhalt dieser Fässer in einem riesigen Holzbottich aus Oregon-Pinie, dem sogenannten Solera-Fass, vermählt. Zum Abfüllen wird maximal die Hälfte des Inhalts aus diesem Bottich entnommen, der Rest verbleibt im Solera-Fass und wird wieder mit 15jährigem Whisky aufgefüllt.

Brennerei Glenfiddich.             Foto: margaretemarie

Die entnommene Menge wird anschließend für kurze Zeit in Fässer aus portugiesischer Eiche gelagert, ehe sie dann in Flaschen abgefüllt wird. Durch dieses besondere Verfahren, das in der Whisky-Industrie wohl einmalig ist, erhält der Whisky eine große Konsistenz im Geschmack.

Wie hoch der Anteil der jeweiligen Fass-Arten ist, wird nicht verraten. Doch im Aroma dominieren die Vanille-, Frucht- und Karamell-Noten der amerikanischen Fässer derzeit gewaltig. Ich hatte den Solera Vat von meiner letzten Verkostung weniger süß und weniger fruchtig in Erinnerung. Entweder hatte ich damals einen schlechten Tag. Oder der Solera Vat wird mittlerweile vollmundiger und mit einem höheren Anteil an Süße und Fruchtigkeit ausgebaut. Die Abfüllung von 2014 hat mir jedenfalls ausgezeichnet gefallen.

Glenfiddich. Das Tal der Hirsche.       Foto: margaretemarie

Glenfiddich 15, Solera Vat,  40%.


Aroma:

Süß. Noch süßer. Honigsüß. Vanille, Karamell. Fruchtig:  Birne, Aprikosen, Rosinen, Papaya. Seidenweich und dicht gewebt.

Geschmack:

Überraschend kräftig und würzig. Dennoch sehr elegant. Eiche, Ingwer, Kirschen und Mandeln.

Nachklang:

vollmundig, lang, süß

Fazit:

Die Fässer aus amerikanischer Eiche sind in der Überzahl. Süße, Vanille- und gelbe, reife Fruchtaromen dominieren. Auch das Alter macht sich bemerkbar: er ist nicht nur vollmundig, sondern auch seidenweich. Ein Whisky, der Freude macht. Bei ca. 35 Euro mit einem derzeit fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis.

8 Punkte (von 10)

Leider durfte ich bei meinem Besuch im Solera-Lagerhaus nicht fotografieren. Doch auf der Webseite von Glenfiddich gibt es einen sehr netten Video-Clip vom Solera-Fass:

Das Solera-Fass (Video-Clip)

 

Mehr zum Thema:


Whiskymarinade mit Glenfiddich 15 (Video)



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