Tasting Notes: Glen Scotia Double Cask

Werbung wegen Markennennung.

Glen Scotia gehört zu jenen Brennereien, die eher unterhalb des Radars unserer  Aufmerksamkeit liegen, und ihre Abfüllungen werden allzu gerne links - oder auch rechts - liegen gelassen. Schade eigentlich, denn dieser Double Cask hat alle Aufmerksamkeit verdient. 



Springbank Fans hören den nächsten Satz wahrscheinlich nicht so gerne. Aber die Brennerei Glen Scotia, die sich ebenso wie Springbank in der Region Campbeltown befindet, wurde 2017 bei der Internationalen Spirits Competition in Berlin zur besten Campbeltown Brennerei gekürt. Und auch Jim Murray zeigte sich begeistert: der Glen Scotia 15 erhielt 2017 fantastische 91.5 Punkte in der berühmt-berüchtigten "Whisky-Bibel", der Glen Scotia Double Cask beachtliche 85.5 von 100 Punkten.


Wie die Mehrzahl der guten NAS-Whiskys (Whiskys ohne Altersangabe) bezieht auch Glen Scotia Double Cask seine wunderbare Aromenfülle aus dem Fass: er erhielt ein Finish in Pedro-Ximenez-Fässern. Die offiziellen Angaben dazu sind jedoch etwas verwirrend. Laut Website reifte er zuvor in First-Fill Bourbon-Fässern, laut Flaschenlabel erhielt er ein Finish in  "matured", also "reifen" Fässer aus Amerikanischer Eiche - was immer auch ich mir jetzt darunter vorstellen darf. Weitere verlässliche Informationen habe ich zu diesem Verwirrspiel leider nicht gefunden.  Lassen wir also den Whisky selbst sprechen:


Glen Scotia Double Cask, 46%, NAS



Aroma: 

die weinigen, süßen Noten aus dem PX-Fass dominieren sofort, und geben ihm zusammen mit üppigen Karamell-Noten eine samtige Tiefe. Hinzu kommen würzige Röstaromen, saftige Pfirsiche und kandierte Orangen, die schwer im Glas liegen.

Geschmack:

auf der Zunge ist er leicht süß, und zeigt eine gehörige Portion Tannine. Etwas ölig, mit einem vollen Geschmack, und einem Hauch von Leder und Teer.

Nachklang: 

am Ende ist er überraschend malzig, mit der körnigen Trockenheit von Frühstücksflocken, ehe er lange und warm die Kehle hinab wandert.

Fazit: 

Der Glen Scotia Double Wood trägt zwar keine Altersangabe, dennoch stellt er so manchen anderen Whisky in der Einstiegsklasse bis 12 Jahre locker in den Schatten. Er bietet genau das, was ich von einem guten Whisky erwarte: volle Aromen, die nötige Tiefe, ein mittelschweres Mundgefühl und eine wunderbare Balance. Für ca. 35€ hat man hier verdammt viel Whisky im Glas. 

Vielen Dank an Will für dieses wunderschöne Sample.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

THEMA: Tips für ein gelungenes Whisky-Tasting - die 10 besten Formate und was ihr dabei beachten solltet

TASTING NOTES: Ben Bracken 40 - gefärbt, gefiltert und bieder.

Warum "Blend" ein gefährliches Wort ist und was man darüber wissen sollte - Teil 1.

Hier stinkt was: Die Schattenseiten des Irischen Whiskey-Wunders

Lost Distilleries: Elizabeth Harvie and the Paisley Connection. Schluss

Whisky-Fair Limburg: Exclusive Interview with Whisky-Collector Diego Sandrin, Italy