Hibiki, Yamasaki, Hakushu. Japanischer Whisky im Vergleich.

Japanischer Whisky hat in den vergangenen Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. So sehr, dass manche Abfüllungen mittlerweile schwerer zu finden sind als ein alter Macallan oder ein Brora. Auf der Interwhisky in Frankfurt habe ich mich deshalb am Stand von Beam-Suntory nach Abfüllungen umgeschaut, die derzeit noch halbwegs erschwinglich sind. Hier ist mein Ergebnis:

 Jens Rosenberg, Brand Ambassador and Keeper of the Quaich (links), Keita Minari, Global Brand Ambassador (Mitte). Foto: MargareteMarie



Hibiki Harmony


Hibiki ist ein Blended Whisky, dessen verschiedene Bestandteile aus den Malt-Brennereien Yamazaki und Hakushu sowie aus der Grain-Brennerei Chita stammen, die alle zum Beam-Suntory Konzern gehören. Bei Hibiki Harmony handelt es sich um eine Abfüllung ohne Altersangabe, die erstmals im Frühjahr diesen Jahres auf den Markt kam. 

Die Basis bildet Whisky, der in Fässern aus amerikanischer Weißeiche reifte. Aber auch Whisky aus ehemaligen Sherry-Fässern und japanischen Mizunara-Fässern kommen zum Einsatz. Besonders auffällig ist die hochwertige Flasche mit 24 Facetten und einem handgefertigten Etikett aus Echizen-Papier.

Mein Urteil:

Der Hibiki Harmonie gefällt mir richtig gut. Er ist wunderbar weich, mild und fruchtbetont, mit einer schönen Holznote und einem wunderbaren Aroma von frischen, süßen Südfrüchten. Die Grain-Anteile machen ihn schlank und leicht zugänglich. Ein Blend der gehobenen Kategorie und in Anbetracht der derzeitigen Marktlage auch mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hibiki 17


Hibiki 17 wurde erstmalig 1989 auf den Markt gebracht. Wenig später erschien auch eine 21jährige Abfüllung mit einem erhöhten Anteil an Mizunara-Fässern, und irgendwann gab es auch mal einen 30 Jahre alten Hibiki. 2010 erschien Hibiki 12, der derzeit immer noch erhältlich ist, wenn auch nicht ganz einfach zu finden.

Hibiki 17 war lange Zeit das Aushängeschild von Suntory. Im Sommer kam die Hiobs-Botschaft, dass er (zumindest für eine Weile) vom Markt verschwinden wird. Seither ist er extrem schwierig zu finden, die Preise sind drastisch in die Höhe geschnellt und pendeln derzeit zwischen 160 und 300 Euro pro Flasche.

Mein Urteil:

Der Hibiki 17 hat ein tolles, komplexes Aroma, mit viel Vanille, Aprikosen, Pfirsichen und Rosinen, aber auch Honig, Eiche und wachsige Noten. Er ist für einen Blend sehr üppig, aber nicht fett. Mehr Samt als Plüsch. Aufgrund der schlechten Verfügbarkeit liegen die online-Preise derzeit aber zu hoch. 


Yamazaki 12


Yamazaki gilt als die älteste Whisky-Brennerei in Japan. In Europa war die 1923 gegründete Brennerei jedoch lange Zeit nur wenig bekannt. Das änderte sich spätestens, als Jim Murray den Yamasaki Sherry Cask 2013 zum weltbesten Whisky des Jahres ernannte. Schon im Jahr zuvor hatte die Brennerei einige wichtige Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben gewonnen.

2013 wurde die Anlage modernisiert und erweitert, die Anzahl der Brennblasen wurde von 12 auf 16 erhöht. Das Whisky-Loch, das durch eine Krise in der japanischen Whisky-Industrie um die Jahrtausendwende entstand, wird die Erweiterung aber erst in zehn bis 15 Jahren stopfen können. Bis dahin wird älterer Whisky von Yamazaki nur schwer erhältlich sein.


Mein Urteil:

Yamazaki 12 reifte zwölf Jahre in amerikanischen, spanischen und japanischen Eichenfässern und ist ein wunderbarer Einstiegs-Malt. Er ist leicht zugänglich, charmant und weltoffen. Er hat von allem ein bißchen, und von allem genug: Vanille, Südfrüchte, Blumendurft, herbe Beeren, Ingwer, Nelken. Wunderbar harmonisch und ausgewogen. 

Ebenso wie der Hibiki Harmony ist der Yamazaki 12 ein optimaler Main-Stream-Whisky, aber fülliger im Geschmacksvolumen als der Blend. Durch die starke Nachfrage liegen die Preise leider derzeit etwas zu hoch. Wer es sich leisten kann, wird seine Freude an ihm haben.


Hakushu 12


Hakushu wurde 1973 gegründet und in den 80er Jahren produzierten 36 Brennblasen mehr als 30 Millionen Liter pro Jahr. 2011 betrug der Ausstoß nur noch knapp 3 Millionen Liter pro Jahr. Seither ist die Nachfrage kontinuierlich gestiegen. 2015 wurden bereits 4 Millionen erreicht. Hakushu stellt rauchige, leicht-rauchige und nicht-rauchige Varianten her.

Derzeit sind in Europa zwei Varianten erhältlich: Hakushu 12 und Hakushu Distiller's Reserve. In Japan wird der Single Malt gerne in Cocktails bzw. Highballs benutzt.

Mein Urteil:

Hakushu 12 ist ein sehr ungewöhnlicher Whisky. Die Farbe der Flasche ist passend, dieser Whisky ist für mich "grün": grüne Äpfel, grüne Blätter, grüne Gurke, grüne Zweige, grünes Gras, grüner Tee, mit einer ganz leichten Rauchnote. Die floralen Noten dominieren, und damit bewegt er sich deutlich gegen den derzeitigen Trend, der eher auf frucht-betonte Noten setzt. Er ist sehr trocken und zierlich. Geisha statt Sumo-Ringer.

Einem Einsteiger würde ich diesen Whisky eher nicht empfehlen, seine Aromen sind zu subtil, zu grün und und floral. Ideal ist er jedoch als Apperitif. Mit Preisen jenseits der 70-Euro-Marke ist er derzeit nicht unbedingt ein Schnäppchen.  Wer einen aparten, bezaubernden Whisky abseits des gängigen Main-Stream sucht, sollte ihn auf jeden Fall probieren.





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