Verkostung Wolfburn Spirit.

Wolfburn liegt am äußersten Rand der nördlichen Highlands, und ist eine der jüngsten Brennereien in Schottland. Sie ist sogar so jung, dass bis jetzt noch niemand weiß, wie der Whisky schmeckt. Doch das wird sich bald ändern.

Im Januar 2013 wurde der erste New Make destilliert. Knapp drei Monate dauert es noch, dann darf er offiziell als Whisky bezeichnet und abgefüllt werden. 


 
Foto: MargareteMarie
Vor kurzem hatte ich das große Glück,  zwei Spirit-Sample zu erhaschen. Und war sehr gespannt, wie sie wohl schmecken würden.

Wulfburn liegt am Stadtrand von Thurso. Das allein wäre nicht besonders bemerkenswert, hätte es an diesem Ort nicht schon einmal eine Brennerei gegeben. 1821 wurde nur dreihundertfünfzig Meter von der heutigen Wolfburn-Brennerei entfernt eine Brennerei gleichen Namens gegründet. 1871 lag das Anwesen bereits in Ruinen, und bis heute hat sich fast nichts mehr von der alten Anlage erhalten. Doch der Bach, der sogenannte Wolf Burn, der das Wasser für die Brennerei lieferte, fließt immer noch.



Foto: MargareteMarie

Andrew Thomson und der im benachbarten Wick geborene Harry Taylor entschlossen sich 2011 zum Bau einer neuen Brennerei an diesem historischen Ort. Die Brennblasen sollte Forsyth's in Elgin liefern. Doch als Andrew Thomson und Andrew Forsyth gemeinsam über den Plänen saßen, muss wohl jene kreative Atmosphäre entstanden sein, die nötig ist, damit Projekte sich abheben vom Mittelmaß und sich in besondere Höhen erheben. Am Ende jedenfalls war klar, dass Forsyth's nicht einfach nur ein paar Brennblasen liefern würde, sondern die ganze Brennanlage nach eigenen Vorstellungen und Ideen und mit ihrer ganzen jahrzehntelangen Expertise entwickeln und realisieren sollten.

Dann ging alles ganz fix. Schon Ende Januar 2013 konnten die Brennblasen in Betrieb genommen werden: eine Wash Still mit 5.500 Liter Kapazität und eine Spirit Still mit 3.600 Litern, beide mit einer breiten Basis und in Zwiebelform. Im ersten Jahr wurden 190.000 Liter reinen Alkohol produziert, und über 800 Fässer befüllt. 2014 kamen 960 Fässer dazu. Im Oktober 2014 wurde der Antrag beim Highland Council gestellt, ein drittes Lagerhaus zu errichten. Und auch eine eigene Abfüllanlage soll unmittelbar auf dem Brennereigelände entstehen.

Als Distillery Manager konnte Shane Fraser gewonnen werden, der seine Karriere in Lochnagar und Oban begonnen hatte und die letzten 7 Jahre als Production Manager bei Glenfarclas tätig war.  Der größte Teil der Produktion ist ungetorft, doch einige Monate im Jahr wird auch leicht getorftes Malz (10ppm) benutzt.

Ein zufriedener Importeur      Foto: MargareteMarie


Aber nun zu der wichtigsten Frage, die mich brennend interessiert: wie schmeckt der Spirit von Wolfburn denn jetzt? Der erste Whisky einer Brennerei ist immer etwas ganz besonderes. Zum einen gibt es ja nicht ständig Neugründungen von Brennereien - auch wenn es in den vergangenen zwei bis drei Jahren den Anschein hatte, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Und zum anderen gibt es im Leben einer Brennerei ja immer nur einmal ein erstes Mal.

Deshalb hatte ich mich sehr gefreut, als mir der deutsche Importeur, Dietmar Schulz, zwei Samples des Wolfburn Spirit überlassen hat: einen New Make von 2015 und ein Spirit Sample von 2013, das bereits 18 Monate im Fass gelegen hat. Als Whisky dürfen beide nicht bezeichnet werden. Doch sie geben einen ausgezeichnete Vorschau auf das, was wir schon bald von Wolfburn erwarten können.

Hier meine Tasting Notes:



Tasting Notes: Wolfburn New Make, distilled 2015, lightly peated, 69,7%


Aroma: 

Mein erster Eindruck: sehr  malzig, kräftig und schwer. So stell ich mir einen Highlander vor! Süße kommt dazu, und  verhalten auch leichte Rauchnoten. Mit Wasser werden zunächst die floralen Töne hervorgelockt - nach nassem Hund und trockenem Heu. Spannend! Sie verleihen dem Spirit Charakter und Dimension. Dann die fruchtigen Aromen: Zitrusfrüchte, grüner Apfel, und etwas Banane.
Der New Make hat Fassstärke, und am Anfang  brennt er noch etwas in der Nase. Doch nach einer Weile verschwindet die Bissigkeit, und er liegt malzig und breit im Glas.

Geschmack:

ölig, kräftig, und immer noch schwer. Teer und Anis. Wieso denke ich plötzlich an Seemänner in Gummistiefeln?

Nachklang: 

satt


Foto: MargareteMarie




Tasting Notes: Wolfburn Spirit, distilled 2013, 18 Monate, Quarter Cask, 63,5%


Aroma:

Unglaublich, wie stark der Fass-Einfluss schon jetzt zu merken ist. Mit so starken Karamell-Noten, als hätte jemand eine ganze Schachtel Toffifee im Glas versenkt! Dahinter kommt eine deutliche Süße, gepaart mit Fruchtaromen von Apfel und Zitrusfrüchten, dazu Vanille-Noten. Durch Zugabe von Wasser werden die süßen Obst-Aromen noch deutlicher.

Geschmack:

schon jetzt deutlich milder und runder als der New Make, aber immer noch schwer, kräftig und leicht ölig, ein bißchen Anis-Frische.

Nachklang:

satt


MargareteMarie meint:

Ein Highlander, wie er sein soll! Der macht schon Spaß, noch ehe er überhaupt ein Whisky ist. Hier waren Fachleute am Werk, die nicht nur wissen, was sie wollen. Sondern auch wissen, was sie tun. Unbedingt im Auge behalten. Da kommt was schönes auf uns zu :-)

Pressefoto

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